Ob als nüchterner Bericht oder als meinungsstarker Kommentar – die Botschaft ist dieselbe: Russland müsse unter Druck gesetzt, die Ukraine mit Sicherheitsgarantien gestärkt werden. Was fehlt, ist jede ernsthafte Debatte über Alternativen, Kompromisse oder die Lehren aus gescheiterten Friedensgesprächen. Wer so argumentiert, setzt auf Eskalation – und blendet aus, wie schnell sich Hoffnung in eine Sackgasse verwandeln kann.
Im Bericht „Einflussnahme von der Seitenlinie“ gibt man sich diplomatisch. Merz, Selenskyj und die europäischen Spitzen reden mit Trump – indirekt, per Videokonferenz. Ziel: „europäische und ukrainische Sicherheitsinteressen“ sichern. Es gibt „Hoffnung auf Bewegung“, heißt es. Und Sicherheitsgarantien sollen „folgen müssen“. Das klingt weich, ist aber hart in der Sache.
Der Kommentar „Merz geht voran – und muss Farbe bekennen“ spricht es offen aus. Die USA werden wohl weder Geld noch Soldaten schicken. Also muss Europa liefern. Mit einer „französisch-britischen Mission“, vielleicht mit eigenen Soldaten an der Front. Kein Zögern, kein Fragezeichen.
Beide Texte teilen den gleichen blinden Fleck: Kein Blick zurück auf verpasste Chancen. Keine Analyse der Eskalationsspirale seit 2014. Kein Wort zu Minsk, zu Istanbul, zu dem, was auf den Verhandlungstischen lag – und was vom Tisch gefegt wurde.
Frieden taucht nur als Hoffnung auf, wenn Russland zuerst klein beigibt. Ein Plan B? Fehlanzeige. Kein Gedankenspiel, das nicht auf Abschreckung und Druck baut.
Das ist kein offener Diskurs. Das ist ein einheitliches Narrativ, das sich im Ton unterscheidet, aber dieselbe Botschaft trägt: Wir halten an der militärischen Linie fest – und tun so, als gäbe es keine Alternative. Wer so schreibt und handelt, verschließt Türen, bevor sie überhaupt geöffnet werden können.