Was derzeit bei der Karl Nehlsen GmbH im Landkreis Cuxhaven passiert, ist mehr als nur ein arbeitsrechtlicher Konflikt – es ist ein offener Angriff auf gewerkschaftliche Organisation, Mitbestimmung und das Recht auf faire Auseinandersetzung.
Die Unternehmensführung betreibt eine Strategie, die an längst vergangen geglaubte Zeiten erinnert: Kündigungen statt Kompromisse, Hausmacht statt Tarifpartnerschaft, Schweigen statt Dialog. Wer sich mit Verdi verbündet, so die klare Botschaft, riskiert seinen Arbeitsplatz. Die geplanten Stellenstreichungen zum 1. Juli – angeblich wegen steigender Lohnkosten – sind ein durchschaubarer Vorwand. Verdi bringt es auf den Punkt: Es geht hier nicht um betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, sondern um politische Maßregelung .
Schon in meinem Artikel vom 23. Mai („Eigentum statt Einigung“) habe ich dieses Vorgehen als das entlarvt, was es ist: Ein Rückfall in das Denken von Kontrolle und Besitz . Wenn ein Unternehmen sich aussucht, mit wem es „vertrauensvoll“ sprechen will, während es gleichzeitig die Gewerkschaft ausgrenzt, dann spricht das nicht von Vertrauen, sondern von Machtmissbrauch. Das ist kein Betriebsfrieden – das ist ein Burgfrieden auf Kosten derer, die sich organisieren wollen.
Deshalb sage ich klar und deutlich:
- Nehlsen agiert wie ein Feudalherr im Neoliberalismus – und bedient sich dabei der Sprache von „Vertrauen“ und „Verantwortung“, um den Abbau von Mitbestimmung zu verschleiern.
- Wer das Streikrecht faktisch aushebelt, darf sich nicht über Proteste wundern – sondern muss sich auf Widerstand gefasst machen.
Appell an Verdi – zeigt Stärke, gerade jetzt!
Es reicht nicht mehr aus, Appelle an die Vernunft der Unternehmensleitung zu richten. Wer kündigt, statt zu verhandeln, hat sich gegen das Prinzip der Sozialpartnerschaft entschieden. Deshalb muss auch die Gewerkschaft jetzt konsequent handeln:
- Sichtbarkeit erhöhen – raus aus der Defensive, rein in die Öffentlichkeit!
- Betriebsversammlungen, Protestaktionen, Solidaritätskundgebungen – die Beschäftigten dürfen nicht das Gefühl bekommen, sie stünden allein.
- Juristische Optionen prüfen – insbesondere, wenn Kündigungen nachweislich mit der gewerkschaftlichen Organisation im Zusammenhang stehen.
Und ja, auch wir als kritische Stimme aus der Region tragen Verantwortung. Wir dürfen nicht nur beobachten – wir müssen benennen, was hier passiert: Die gezielte Zerschlagung gewerkschaftlicher Strukturen durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das im Auftrag der öffentlichen Hand handelt.
Ein Wort an den Landkreis Cuxhaven
Wer sich wegduckt, macht sich mitschuldig. Wer die Verantwortung für die Müllentsorgung an ein Unternehmen delegiert, das Beschäftigtenrechte missachtet, handelt fahrlässig. Es ist Zeit, Nehlsen diese Verantwortung zu entziehen und die Daseinsvorsorge wieder in öffentliche Hände zu legen – im Namen der Menschenwürde und der Demokratie.
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Denn wer heute schweigt, wird morgen erleben, dass nicht nur der Müll überquillt – sondern auch der Unmut derer, die sich nicht länger entsorgen lassen wollen.
Zeit, aufzuräumen.
 
											 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															 
															