Das Wort „Patriot“ hat derzeit Hochkonjunktur, insbesondere durch die Debatte um die Lieferung des Patriot-Abwehrsystems an die Ukraine. Dabei handelt es sich nicht einfach nur um eine Waffe, sondern vielmehr um ein Symbol für nationale Sicherheit und Verteidigungsbereitschaft. Doch wie viel Patriotismus steckt wirklich hinter diesem Akronym?
Ursprünglich trug das System die nüchterne Bezeichnung MIM-X-104. Erst durch geschicktes Marketing erhielt es den emotional aufgeladenen Namen „Patriot“ – eine Abkürzung, die aus „Faced Array Tracking Radar to Intercept on Target“ konstruiert wurde. Damit vereint es hochentwickelte Radar- und Abwehrtechnologie mit einer suggestiven, patriotischen Rhetorik, die in den USA gerne zur Benennung militärischer Technologie genutzt wird.
Während die Amerikaner auf Akronyme setzen, bevorzugt man in Deutschland martialische Tiernamen wie Leopard, Puma oder Marder – Namen, die Stärke und Gefährlichkeit suggerieren. Die Wahl dieser Namen folgt also weniger militärischen als psychologischen Erwägungen. Patriotismus oder Stärke – was verkauft sich besser?
Doch jenseits des Marketings stellt sich eine grundlegende Frage: Ist der Einsatz solcher Waffensysteme sinnvoll, wenn jedes einzelne Projektil Millionen kostet und gegen billige Drohnen eingesetzt wird? In der Ukraine zeigt sich die Diskrepanz zwischen militärischer Notwendigkeit und wirtschaftlicher Realität besonders deutlich.
So offenbart der Patriot nicht nur unsere Vorstellungen von nationaler Verteidigung, sondern auch unsere Anfälligkeit für symbolträchtige Inszenierungen. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob die Europäer, die diese Waffensysteme letztlich bezahlen, nicht möglicherweise einem geltungssüchtigen Dealmaker aufgesessen sind. Die Ukraine benötigt dringend effektiven Schutz, doch ist Patriotismus allein – und sei es auch ein noch so wirkungsvoller Begriff – keine Garantie für Frieden und Sicherheit.