Der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies hat sich auf den Elmloher Reitertagen die Ehre gegeben. Offiziell war es ein Empfang – inoffiziell ein bestens inszeniertes Stelldichein von Politik und Wirtschaft im VIP-Zelt. Der Anlass wirkt harmlos, fast folkloristisch. Doch wer genauer hinschaut, erkennt, wie tief die politische Realität zwischen Netzwerken, Nierenspieß und Narrativ versinkt. Ein Kommentar über die eigentliche Botschaft hinter der Inszenierung.
Politik mit Pferdeschwanz
Was aussieht wie ein Dorffest mit Sektflöte, ist in Wahrheit eine Machtdemonstration in Reitstiefeln. Die Elmloher Reitertage sind längst nicht nur ein Sportevent, sondern ein Schaulaufen der Landesprominenz. Und Olaf Lies nutzt die Bühne wie ein Profi: lächelnd, verbindlich, mit Sätzen, die in ihrer Beliebigkeit fast schon beängstigend präzise kalkuliert sind. „Wir müssen präventiv handeln“, sagt er. Natürlich. Nur: Präventiv ist man nie. Man ist immer erst hinterher klüger.
Der Wolf als Sündenbock
Plötzlich ist der Wolf politisches Thema Nummer eins. Nicht der Pflegenotstand, nicht die Klimakrise, nicht die Armut. Nein – der Wolf. Warum? Weil ein Kind in den Niederlanden angegriffen wurde. Vorher waren es Schafe, die gerissen wurden – offenbar kein ausreichender Grund zum Handeln. Jetzt wird der Schutzstatus geändert. Lies betont, wie ernst ihm die Sache sei. Dabei ist sie vor allem eins: ein populistisches Ventil, um Härte zu demonstrieren, wo es nichts kostet. Und der Wolf hat keine Lobby.
Wasserstoff, Wind und warme Worte
In Cuxhaven entsteht angeblich ein neues Industrie-Zentrum – für Offshore-Windkraft, für Wasserstoff, für Zukunft. So klingt es zumindest im Zelt. In der Realität sieht das oft anders aus: befristete Verträge, unklare Perspektiven, Abhängigkeit von EU-Fördergeldern. Lies spricht von „Investitionsboostern“ und „Schlüsselregionen“. Die Menschen vor Ort fragen sich hingegen: Wo bleiben die sicheren Arbeitsplätze, die bezahlbaren Wohnungen, die politische Verlässlichkeit?
Demokratie im VIP-Zelt
Was Demokratie sein sollte – ein offener Diskurs, ein Austausch mit der Bevölkerung – wird hier zur exklusiven Veranstaltung unter Ausschluss der Allgemeinheit. Reitturnier, Empfang, Festzelt, Fingerfood. Politiker unter sich. Unternehmer unter sich. Und wer draußen steht, darf zusehen. Oder eben auch nicht. Wenn Olaf Lies davon spricht, wie wichtig das Land ist, meint er dann wirklich die Menschen? Oder nur die Kulisse, vor der sich Politik gut in Szene setzen lässt?
Fazit: Reitturnier der Eitelkeiten
Der Besuch von Olaf Lies war keine Nebensache – er war eine Generalprobe für ein Politikverständnis, das Nähe simuliert und Distanz institutionalisiert. Die Elmloher Reitertage sind Symbol einer Demokratie, die sich in repräsentativen Kulissen selbst genügt. Doch wer ernsthaft etwas verändern will, sollte vielleicht mal ein Zelt ohne Absperrband aufsuchen – und den Menschen zuhören, bevor sie sich abwenden.