Der lange Weg nach Hause

Der lange Weg nach Hause ist für viele unbezahlbar

Teurer unterwegs – Wie die neue Preiserhöhung der Wertmarke für Schwerbehinderte soziale Gerechtigkeit mit Füßen tritt.

Seit dem 1. Januar 2025 beträgt der Preis der Wertmarke für den öffentlichen Nahverkehr für schwerbehinderte Menschen drastisch mehr: von bisher 91 Euro auf satte 120 Euro jährlich. Wer nicht von der Zuzahlung befreit ist, muss also fast ein Drittel mehr zahlen. Und was uns da als „moderate Anpassung“ verkauft wird, ist in Wahrheit nichts anderes als ein Schlag ins Gesicht für Menschen, die sowieso schon am Rande unserer Gesellschaft stehen.

Die soziale Schieflage wird zementiert

Wer ist eigentlich betroffen von dieser Erhöhung? Es sind Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, die ohnehin im Alltag mit Hindernissen konfrontiert sind. Menschen, die oftmals nicht arbeiten können, weil ihre gesundheitliche Lage es nicht erlaubt. Viele von ihnen leben von Grundsicherung, von kleinen Renten oder von Mini-Einkommen. Und jetzt sollen sie plötzlich mehr für Mobilität zahlen – für etwas, das für viele von uns selbstverständlich ist: der Weg zum Arzt, zum Supermarkt, zu Freund*innen, zu kulturellen Veranstaltungen.

Das ist nicht nur unsozial – das ist zynisch.

Wenn Teilhabe zum Luxus wird

Mobilität ist ein Grundrecht. Wer nicht mobil ist, wird abgehängt – sozial, kulturell, gesellschaftlich. Die Wertmarke sollte genau das verhindern: Menschen mit Behinderung ermöglichen, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Doch mit dieser Preiserhöhung wird Mobilität für viele zur neuen Hürde. Wer vorher schon jeden Cent dreimal umdrehen musste, wird künftig vielleicht ganz auf Fahrten verzichten müssen.

Das Ergebnis: Noch mehr Isolation. Noch mehr Ausschluss. Noch mehr Ungleichheit.

Wer schweigt, stimmt zu

Wo bleibt eigentlich der öffentliche Aufschrei? Wo sind die Sozialverbände, die Parteien, die sich sonst gern mit Barrierefreiheit und Inklusion schmücken? Es reicht nicht, einmal im Jahr zum Tag der Menschen mit Behinderung schöne Worte zu finden. Es braucht konkrete Solidarität – und die beginnt bei der Frage: Was ist uns gesellschaftliche Teilhabe wert?

120 Euro im Jahr – das klingt für manche nach Peanuts. Für viele Betroffene ist es jedoch der Unterschied zwischen „Ich kann mir das leisten“ und „Ich bleibe zuhause“.

Unser Fazit: Ungerecht. Unsozial. Untragbar.

Diese Preiserhöhung ist nicht einfach nur eine Zahl. Sie ist ein politisches Signal – und zwar das falsche. Sie zeigt: Menschen mit Behinderung dürfen ruhig weiter belastet werden. Sie zeigt: Wer wenig hat, muss künftig noch mehr geben. Und sie zeigt: Diese Gesellschaft hat noch immer nicht verstanden, was Inklusion wirklich bedeutet.

Wir sagen: Stoppt diese Erhöhung. Jetzt.

Denn soziale Gerechtigkeit misst sich nicht am Reichtum der Starken – sondern an der Würde der Schwächsten.

Teilen auf:

Und plötzlich fallen Schüsse | Wenn Übungen zum Ernstfall werden – Warum die Militarisierung im Innern eine tödliche Gefahr ist

„Friedenspreis“ im Kriegsmodus | Warum Karl Schlögel kein Friedenssymbol ist

Das Märchen vom unbezahlbaren Sozialstaat

Die neue Friedensikone des Westens im Zentrum: Machado, Medaille, Taube – im Hintergrund das Volk Venezuelas. Ein visuelles Narrativ voller Widersprüche.

Frieden, Macht und Heuchelei – das wahre Gesicht des Friedensnobelpreises

Der Arbeiter als globaler Rohstoff: Industrie, Migration und Machtverhältnisse in einer Ökonomie, die Menschen als Produktionsfaktor behandelt.

Das Märchen vom Fachkräftemangel: Wie Deutschland sein Arbeitskräfteproblem erzählt

Die Diskussion um „Totalverweigerer“ beim Bürgergeld – politisch laut, statistisch kaum messbar.

BÜRGERGELD | Kaum Totalverweigerer

Ein roter Ballon mit einer weißen Friedenstaube steigt auf, während Bundeskanzler Merz ernst in die Ferne blickt – Sinnbild für ein Land zwischen Frieden und Unsicherheit.

Nicht mein Kanzler

Sozialstaat unter Beschuss

Der Sozialstaat unter Beschuss

Über den Hafenanlagen von Bremerhaven ist eine Drohne zu sehen – Sinnbild für die Debatte um unbestätigte Sichtungen und politische Überreaktionen.

Drohnen über Bremerhaven – das Summen der Hysterie

Symbolfoto: Drohne über urbaner Skyline – verweist auf die Diskussion um unbewiesene Drohnensichtungen in Nordeuropa

Drohnen über dem Ostseeraum – Theater ohne Beweise

Visuelle Darstellung des Gegensatzes zwischen Grundgesetz und AfD, mit Ost- und Westdeutschland im Hintergrund.

AfD-Erfolge: Warum die gängigen Erklärungen nicht reichen

Patienten sollen vorstrecken

Die doppelte Nullrunde beim Bürgergeld – Klassenkampf von oben

Steuergerechtigkeit sorgt für Balance: Familie und Unternehmer im Gleichgewicht.

Steuerprüfungen im Sinkflug – und die Folgen für uns alle