Inflation nur für die Kleinen?
Preise steigen wie von Geisterhand – beim Deutschlandticket gleich um satte 18 Prozent. Und was ist mit Löhnen, Renten, Bürgergeld? Stillstand. Dieses Spiel nennt sich „Inflationsausgleich“ – ist aber in Wahrheit ein systematischer Griff in die Taschen der Mehrheit. Wer solche Preisautomatik will, muss auch Einkommen automatisch anpassen. Alles andere ist moderne Enteignung.
Inflationsausgleich nur für Preise? Dann bitte auch für alle Einkommen!
Die Logik klingt verführerisch einfach: Wenn die Inflation steigt, müssen auch Preise steigen. So geschehen beim Deutschlandticket – Anfang 2025 wurde der Preis von 49 auf 58 Euro erhöht, ein Plus von rund 18 Prozent . Die Begründung: gestiegene Kosten im ÖPNV und eine fehlende Einigung über die langfristige Finanzierung.
Doch während Preissteigerungen immer häufiger wie ein Naturgesetz behandelt werden, fehlt auf der anderen Seite jede Spur von Konsequenz. Denn wer über einen Inflationsausgleich für Ticketpreise spricht, muss auch bereit sein, alle Einkommen entsprechend anzupassen – Gehälter, Renten, Bürgergeld. Alles andere ist unglaubwürdig und sozial ungerecht.
Eine Million Nutzer weniger
Die Folgen der Preiserhöhung sind messbar. Laut aktuellen Marktdaten verlor das Deutschlandticket innerhalb weniger Monate rund eine Million Abonnentinnen und Abonnenten . Besonders betroffen: junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren sowie Beschäftigte mit Jobticket. Gerade diese Gruppen gelten als tragende Säulen eines modernen, klimafreundlichen Nahverkehrs – und werden durch Preissprünge faktisch ausgeschlossen.
Preissteigerung als Automatismus?
Immer lauter wird die Forderung nach einem sogenannten „ÖPNV-spezifischen Preisindex“ – einem Instrument, das Ticketpreise künftig automatisch an die Kostenentwicklung koppeln soll . Doch eine solche Dynamik darf keine Einbahnstraße sein. Wenn Preise automatisch steigen, müssen auch die Einkommen automatisch mitwachsen.
- Löhne und Gehälter müssen mindestens im Umfang der Inflation angepasst werden – ohne Tarifrunden oder Bettelgänge.
- Renten dürfen nicht länger abhängig von politischen Verhandlungslaunen sein.
- Sozialleistungen wie das Bürgergeld müssen regelmäßig und verlässlich mit der realen Teuerung Schritt halten.
Alles andere bedeutet: Die Belastung steigt – und die Kaufkraft sinkt. Monat für Monat. Jahr für Jahr.
Verantwortungslosigkeit mit Ansage
Politik und Wirtschaft haben sich offenbar darauf geeinigt, Preissteigerungen als Normalität zu verkaufen – während gleichzeitig jede strukturelle Dynamisierung der Einkommen abgeblockt wird. Das ist ein gefährlicher Denkfehler. Denn gesellschaftlicher Frieden beruht auf gegenseitiger Verlässlichkeit – nicht auf einseitigen Belastungen.
Wer verlangt, dass Bürgerinnen und Bürger für steigende Kosten „Verständnis“ aufbringen sollen, muss auch dafür sorgen, dass deren Einkommen mitwachsen. Alles andere ist ein Verstoß gegen das soziale Gleichgewicht – und zerstört Vertrauen in politische Prozesse.
Fazit: Gleiche Maßstäbe für alle
Wenn Preiserhöhungen künftig durch automatische Indizes gerechtfertigt werden, dann ist auch ein automatischer Inflationsausgleich für Einkommen zwingend notwendig. Die Gesellschaft darf sich nicht an einseitige Mechanismen gewöhnen, die Unternehmen entlasten und Menschen belasten.
Eine faire Ordnung misst nicht mit zweierlei Maß. Wenn Preise steigen dürfen, dann bitte auch die Einkommen – gleichermaßen, automatisch, gerecht.