Wir stehen an einer historischen Schwelle. Vielleicht sogar an einem Kipppunkt der europäischen Zivilisation. Und doch: Die Mehrheit der Menschen schaut weg. Oder ist gelähmt. Oder schlicht müde. Ich kann das verstehen – aber ich will es nicht hinnehmen.
Denn es sind nicht nur „Zeiten“, die sich wenden. Es sind Fundamente, die zerbröckeln. Und wer die Risse nicht sehen will, wird im Einsturz begraben.
Meine Analyse ist präzise – und schmerzhaft. Ich spreche von vier Kriegen, die unsere Gesellschaft wie Presslufthämmer erschüttern. Einer davon, der vierte Krieg, wird meiner Meinung nach viel zu selten thematisiert – und das ist umso schlimmer, da er inzwischen grundlos auf China ausgeweitet wird, allein wegen unserer alten Verbundenheit zu Amerika.
1. Der Krieg gegen das Virus – oder: Der Ausnahmezustand als Dauerzustand
Was als Gesundheitskrise begann, wurde rasch zur Gesellschaftskrise. Die Pandemie hat nicht nur Menschenleben gekostet – sie hat Vertrauen gekostet. In den Staat. In die Medien. In das Miteinander.
Freiheitsrechte wurden eingeschränkt, Grundgesetzartikel „pausiert“, Diskurse polarisiert. Die Maßnahme wurde zum Dogma. Wer Fragen stellte, galt als Feind. Wissenschaft diente der Legitimation – nicht der Erkenntnis.
Und was ist geblieben? Eine Gesellschaft, die sich tief misstraut. Eine politische Klasse, die gelernt hat, wie leicht man das Ausnahmehafte zum Normalzustand machen kann.
2. Der Krieg gegen Russland – oder: Der Verlust von Diplomatie und Maß
Ich will hier nichts beschönigen: Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist ein Bruch des Völkerrechts. Punkt.
Aber ich sehe auch: Die politische Reaktion Europas hat uns noch tiefer in den Konflikt getrieben. Diplomatie wurde zur Schwäche erklärt. Verhandlungen zur Kapitulation. Aufrüstung zur Tugend.
Statt den Frieden zu suchen, suchen wir „Sieg“. Statt Eskalation zu bremsen, wird sie mit Milliarden gefüttert. Wer sich Frieden wünscht, wird belächelt – oder diffamiert.
Und so rutscht Europa weiter in einen Krieg, der längst nicht mehr nur militärisch, sondern auch moralisch geführt wird – mit einer Rhetorik, die an düstere Zeiten erinnert.
3. Krieg in Gaza – oder: Die Vermessung der Doppelmoral
Seit Oktober 2023 tobt im Nahen Osten eine humanitäre Katastrophe. Der Terror der Hamas war grausam – das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza ist es ebenso. Doch die europäische Reaktion auf diesen Krieg zeigt vor allem eines: die Erosion moralischer Klarheit.
Menschenrechte werden selektiv verteidigt. Kriegsverbrechen mit politischen Floskeln relativiert. Wer Solidarität mit zivilen Opfern ausdrückt, steht schnell im Verdacht, „die falsche Seite“ zu unterstützen.
Dieser Krieg sprengt nicht nur Häuser, sondern auch Gewissheiten. Und er legt offen, wie sehr sich Europa von einem echten, universellen Humanismus entfernt hat.
4. Der Bruch mit Amerika – oder: Die vierte Front, über die keiner spricht
Der vierte Krieg ist kein heißer. Kein Schuss fällt. Und doch: Es ist ein Kampf um die Seele Europas. Einer, der wirtschaftlich, politisch und kulturell tobt – gegen einen alten Verbündeten: die USA.
Europa war über Jahrzehnte hörig. Washington sprach – Berlin folgte. Militärisch, wirtschaftlich, geopolitisch. Man nannte es transatlantische Partnerschaft, aber es war oft nichts anderes als Abhängigkeit.
Mit Trumps Rückkehr eskaliert der Konflikt. Strafzölle, Industriesubventionen, ökonomische Erpressung – Europa wird kleingehalten, nicht geschützt. Und selbst unter Biden war der Kurs kaum freundlicher.
Doch die gefährlichste Illusion bleibt: Dass Europas Verteidigung militärisch erfolgen müsse. Ich widerspreche entschieden. Unsere Budgets sind längst aufgebläht. Was wir brauchen, ist keine weitere Aufrüstung – sondern geistige Selbstbehauptung.
Politische Souveränität. Wirtschaftliche Unabhängigkeit. Und den Mut, auch ohne Amerika aufrecht zu gehen.
Und vor allem: Kein neuer Konflikt mit China nur, weil Amerika es so will. Wenn Europa endlich souverän sein will, muss es lernen, seine Außenpolitik aus den eigenen Interessen zu entwickeln – nicht aus der Loyalität zur einstigen Vormacht.
Fazit: Aufwachen, bevor die Lichter ausgehen
Wir erleben den Zerfall – nicht von außen, sondern von innen. Es sind keine Panzer, die Europa bedrohen. Es sind Denkfaulheit, Opportunismus, Gleichgültigkeit. Und die Angst, anzuecken.
Ich schreibe das, weil ich glaube, dass es noch nicht zu spät ist. Aber wir müssen aufhören, uns belügen zu lassen. Von Regierungen, von Medien, von uns selbst.
Vier Kriege. Vier Fronten. Und doch: Es könnte der Anfang von etwas Neuem sein – wenn wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Als Bürger. Als Demokraten. Als Europäer.
Nicht in blindem Gehorsam – sondern in klarer Haltung.
„Man muss kämpfen gegen den Krieg.“
Dieses Zitat von Stefan Zweig ist kein Aufruf zur Gewalt. Es ist ein Aufruf zu einer Haltung: zu Wehrhaftigkeit im Denken, zu Zivilcourage – und ja, zum aktiven Widerstand gegen politische Entwicklungen, die unsere Gesellschaft von innen aushöhlen.