Frieden, Macht und Heuchelei – das wahre Gesicht des Friedensnobelpreises

Die neue Friedensikone des Westens im Zentrum: Machado, Medaille, Taube – im Hintergrund das Volk Venezuelas. Ein visuelles Narrativ voller Widersprüche.
Maria Corina Machado vor jubelndem Publikum, flankiert von der Nobelpreismedaille und einer Friedenstaube mit Ölzweig – ein Symbolbild für die politische Inszenierung von Macht, Frieden und Ideologie im Jahr 2025. | Bildidee gemeinsam entwickelt mit ChatGPT (OpenAI), umgesetzt nach redaktionellem Konzept von Carsten Zinn.

Der Friedensnobelpreis 2025 geht an Maria Corina Machado. Oppositionspolitikerin aus Venezuela. Eine Frau. Eine Demokratin. Eine Heldin – sagen viele.

Aber stimmt das wirklich?

Hinter den Reden, den Bildern, den Schlagzeilen taucht eine Figur auf, die mit dem, was gemeinhin als Friedensarbeit gilt, wenig zu tun hat. Machado gehört längst zu den Gesichtern der globalen Rechten. Sie schwärmt von Donald Trump, sympathisiert mit der rechtsextremen CPAC-Bewegung, schickt Grußbotschaften an VOX in Spanien und feiert die autoritären Pläne des Project 2025. Und genau diese Frau wird im Namen des Friedens ausgezeichnet.

Wer ist Maria Corina Machado wirklich? In der westlichen Öffentlichkeit wird sie als mutige Stimme gegen das autoritäre System von Nicolás Maduro dargestellt. Tatsächlich stellt sie sich gegen das Regime – aber das macht sie noch lange nicht zu einer Demokratin im klassischen Sinn. Bereits 2002 sympathisierte sie offen mit einem Putschversuch gegen Chávez. Sie hat sich nie deutlich von der Idee einer gewaltsamen Machtübernahme distanziert. Im Gegenteil: Ihr politisches Vokabular spricht eine klare Sprache – sie fordert „internationalen Druck mit allen Mitteln“, meint damit auch militärische Optionen und soll laut Recherchen sogar bereit gewesen sein, Ölrechte in Milliardenhöhe an die USA zu vergeben – im Austausch für politische Unterstützung.

Das ist keine Friedenspolitik. Das ist ein Geschäft.

Ihr politisches Weltbild ist klar verortet: wirtschaftslibertär, antistaatlich, pro-amerikanisch, autoritär. Freiheit, wie sie Machado versteht, heißt nicht Teilhabe für alle – sondern ein Markt, der alles regelt, am besten ohne soziale Verantwortung. Und Demokratie heißt für sie: Regierungswechsel, solange die neuen Regierenden dem Westen genehm sind. Menschenrechte? Ja, solange sie nicht stören.

Ihre Nähe zu Project 2025 ist bezeichnend. Dieses rechtsradikale Manifest will die USA grundlegend umbauen – unabhängige Gerichte entmachten, Frauenrechte zurückdrängen, den Präsidenten mit weitreichenden Vollmachten ausstatten. Wer sich auf dieses Projekt beruft, träumt nicht von Frieden – sondern von der Durchsetzung einer autoritären Ordnung mit marktradikaler Fratze. Machado zählt sich zu den Verbündeten dieser Agenda.

Und nun also der Friedensnobelpreis. Ausgerechnet.

Das wirft Fragen auf. Nicht nur an Machado – sondern vor allem an das Nobelkomitee. Der Friedensnobelpreis wird immer wieder als moralischer Kompass der Weltgemeinschaft inszeniert. Doch wer genau hinschaut, merkt: Er war nie ein Preis der Entrechteten. Er wird nicht von Flüchtlingen oder Kriegsopfern vergeben, sondern von einem elitären Zirkel in einem westlich-liberalen Machtgefüge. Und deshalb ehrt er selten jene, die für eine gerechtere Welt kämpfen – sondern fast immer jene, die im Rahmen des westlichen Narrativs operieren.

2025 reiht sich in diese Linie ein. Kein Preis für indigene Aktivistinnen, die ihr Land gegen Abholzung verteidigen. Kein Preis für palästinensische Menschenrechtsorganisationen, keine Anerkennung für Klimabewegungen im globalen Süden. Stattdessen: Auszeichnung für eine Politikerin, die sich mit dem internationalen Rechtspopulismus vernetzt und deren Verständnis von Freiheit sich auf Ölhandel, Markthörigkeit und Antikommunismus reduzieren lässt.

Frieden – das ist in dieser Logik kein Zustand mehr, den man herstellt. Sondern ein Label, mit dem man die eigenen Leute versieht. Frieden – aber nur für die „Richtigen“. Für jene, die ins Bild passen. Die regierbar sind. Die das Spiel mitspielen.

In einer Zeit, in der Rechte systematisch Begriffe kapern – Demokratie, Freiheit, Menschenwürde – ist es gefährlich, wenn zentrale Institutionen diesen Raubzügen hinterherlaufen. Wenn ausgerechnet ein Friedensnobelpreis dazu beiträgt, dass autoritäre Akteure aufgewertet und weißgewaschen werden. Wenn der Preis nicht mehr fragt, wer Gewalt verhindert – sondern wer im geopolitischen Spiel nützlich erscheint.

Was wir hier sehen, ist kein Betriebsunfall. Es ist ein Symptom.

Der Friedensnobelpreis ist längst zu einem politischen Werkzeug geworden. Er funktioniert als Bühne für jene, die die Machtverhältnisse der Welt stabilisieren – nicht für jene, die sie hinterfragen.

Maria Corina Machado ist nicht die Heldin, zu der sie gemacht wird. Sie ist eine Projektionsfläche des Westens. Eine Kämpferin für eine Ordnung, die mehr mit Öl, Märkten und Macht zu tun hat als mit Gerechtigkeit oder Frieden. Und genau deshalb bekommt sie den Preis.

Nicht trotzdem. Sondern deshalb.

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