Es gibt Momente in der Politik, da ist weniger das „Was“ entscheidend – sondern das „Wie“. Friedrich Merz hat genau so einen Moment geliefert. Ein paar Sätze auf einem Podium des WDR-Europaforums – beiläufig, fast gelangweilt dahingenuschelt – haben mehr verändert als so manche Regierungserklärung. Und genau darin liegt das Problem.
Ein Satz mit Sprengkraft
„Es gibt keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen, die an die Ukraine geliefert worden sind“, sagte der Kanzler am Montag. Zack. Feuer frei also – auf Ziele in Russland. Ohne Rücksprache im Parlament. Ohne gesellschaftliche Debatte. Ohne Mandat der Bevölkerung. Diese Aussage, so lapidar sie klingen mag, ist brandgefährlich. Denn sie öffnet nicht nur Tür und Tor für die Lieferung der bislang verweigerten Taurus-Marschflugkörper mit bis zu 500 Kilometern Reichweite – sie markiert auch einen tiefgreifenden Kurswechsel deutscher Außenpolitik.
Der Taurus schwebt wie ein Damoklesschwert über Europa
Offiziell wurde über die Taurus-Lieferung kein Wort verloren – Merz hüllt sich in Schweigen. Doch wer zwischen den Zeilen liest, erkennt das Muster. Die Reichweitenbegrenzung war bislang die juristische und politische Barriere, um eben solche Waffensysteme nicht ins Spiel zu bringen. Mit dem Wegfall dieser Begrenzung ist der Taurus faktisch durch die Hintertür freigegeben.
Das Kalkül ist klar: Man will sich nicht mehr rechtfertigen müssen. Waffenpolitik soll aus der Öffentlichkeit verschwinden, wie Merz selbst sagt. Doch genau das darf in einer Demokratie nicht passieren. Wer Waffen exportiert, trägt Verantwortung – nicht nur technisch, sondern auch moralisch.
Verheerende Konsequenzen für die europäische Eigenständigkeit
Die Aufhebung der Reichweitenbeschränkung ist ein weiteres Signal, dass man nicht bereit ist, den diplomatischen Weg zu gehen. Es verstärkt den Eindruck, dass Europa in einen Konflikt hineingezogen wird, der den Interessen der eigenen Bevölkerung zuwiderläuft. Ich sehe darin eine völlige Aufgabe europäischer Eigenständigkeit und ein zunehmendes Abhängigkeitsverhältnis, das die EU in einen Krieg hineingezogen hat, den sie weder wollte noch gewinnen kann. Es scheint, als wären die europäischen Eliten aus politischen und finanziellen Interessen längst Komplizen eines Eskalationskurses, bei dem Frieden gar nicht mehr vorgesehen ist – sondern allein die Fortsetzung des Krieges, um „nicht das Gesicht zu verlieren“.
Eine Politik der Inszenierung und des Kalküls
Merz inszeniert eine politische Bombe als banale Feststellung. Statt im Bundestag eine solch weitreichende Entscheidung zu diskutieren, platziert er seine Ankündigung auf einem Medienpodium – flankiert von einem PR-Auftritt in Finnland. Das ist keine Transparenz, das ist Verschleierung.
Die Konsequenz? Deutschland wird zur aktiven Kriegspartei. Die Lieferung von Langstreckenwaffen, mit denen Moskau erreicht werden kann, ist nicht nur eine militärische Maßnahme – sie ist ein strategischer Tabubruch. Und sie widerspricht allem, was die Nachkriegspolitik Deutschlands ausgemacht hat: Zurückhaltung, Diplomatie, Friedenswille.
Die Rolle der Grünen: Voran im Trommelfeuer
Während selbst Teile der SPD wie Mützenich und Stegner versuchen, ein Mindestmaß an Vernunft zu wahren, schreien Grüne wie Brugger oder Hofreiter nach „endlich Taurus liefern!“. Natürlich, alles angeblich im Namen des Lebensschutzes. Dass die Ukraine längst über weitreichende Systeme verfügt – geschenkt. Dass jede neue Eskalationsstufe die Friedenschancen weiter pulverisiert – geschenkt.
Fazit: Der gefährlichste Moment deutscher Politik seit Jahrzehnten
Was Merz hier getan hat, ist keine Routineentscheidung. Es ist ein Bruch. Mit der parlamentarischen Debatte. Mit der Diplomatie. Mit der Verantwortung gegenüber 80 Millionen Menschen in diesem Land, die keine Lust auf einen Krieg mit Russland haben. Ich bin der Ansicht, dass die Eliten sich verrannt haben und ihre Völker mit hineinziehen.
Diese Politik muss gestoppt werden – durch Aufklärung, durch Widerstand, durch Worte. Die Taurus-Rakete darf nicht zum Symbol deutscher Kriegsvergessenheit werden.