Europa reist nach Washington, doch statt Geschlossenheit zeigt es widersprüchliche Forderungen und Abhängigkeit. Während die USA auf Machtpolitik setzen und Russland eigene Sicherheitsgarantien verlangt, bleibt die EU ohne eigenes Konzept. So entsteht kein Frieden – und schon gar keine dauerhafte Sicherheit.
Die Szene könnte aus einem absurden Theaterstück stammen: Europäische Spitzenpolitiker reisen geschlossen nach Washington. Macron, Merz, Meloni, von der Leyen, Rutte. Sie wollen Stärke zeigen, Geschlossenheit, Relevanz. Doch im Weißen Haus zeigt sich das Gegenteil: Streit, widersprüchliche Forderungen, vage Versprechen.
Die Europäer – zersplittert und abhängig
Schon die Zusammensetzung der Delegation war ein Offenbarungseid. Kaja Kallas, eigentlich Außenbeauftragte der EU, durfte gar nicht erst mit. Stattdessen Alexander Stubb, Trumps Golfpartner. Italien ist dabei, Spanien nicht. Kritische Stimmen bleiben zu Hause, angepasste Falken dürfen mitreisen. Jeder vertritt eine andere Linie, keiner eine gemeinsame.
In den Verhandlungen prallen Welten aufeinander. Russland fordert eine neue Sicherheitsarchitektur mit einer neutralen Ukraine als Pufferstaat. Europa dagegen beharrt darauf, dass Kiew militärisch ungebunden bleibt und den Weg in EU und NATO frei beschreiten kann. Das ist keine Verhandlungsbasis, das ist Blockade.
Trump – machtpolitisch, nicht multilateral
Donald Trump verfolgt ein anderes Drehbuch. Für ihn existiert der Konflikt nur als Dreiecksbeziehung: USA, Russland, Ukraine. Europa wird degradiert zum Zahlmeister ohne Stimme. Dass er Selenskyj im Oval Office empfängt und die Europäer draußen warten lässt, war kein Protokollfehler, sondern Signalpolitik.
Für Putin ist diese Ausbootung ein Triumph. Er sieht bestätigt, dass Europa kein Akteur ist, sondern Staffage. Russische Medien feiern es als Zeitenwende: Die Großen verhandeln, der Rest zahlt.
Selenskyj – zwischen Druck und Abhängigkeit
Wolodymyr Selenskyj steht zwischen allen Fronten. Trump verspricht ihm „sehr guten Schutz“, bleibt aber jede konkrete Zusage schuldig. Gleichzeitig erhöht er öffentlich den Druck: Selenskyj könne den Krieg „fast sofort“ beenden – wenn er nur wolle. Für Kiew ist das Erpressung mit Handschlag.
Selenskyj will Sicherheitsgarantien, nicht eine Waffenruhe um jeden Preis. Merz hingegen pocht genau darauf – sofortige Feuerpause. Trump winkt ab. NATO-Generalsekretär Rutte erklärt die bloße Ankündigung von Garantien schon zum „Durchbruch“. Es ist ein Schauspiel voller Widersprüche, in dem niemand die gleiche Sprache spricht.
Europas strategisches Vakuum
Während im Weißen Haus gestritten wird, läuft in Berlin die Debatte, ob deutsche Soldaten in der Ukraine stationiert werden könnten. Experten der Stiftung Wissenschaft und Politik rechnen vor, dass es dafür mindestens 150.000 Soldaten bräuchte. Europa hat nicht einmal annähernd die Mittel, um so etwas glaubhaft zu stemmen. Was bleibt, ist ein „Bluff and Pray“-Ansatz: Man hofft, dass Russland die Lücken nicht testet.
Europa inszeniert sich als Verteidiger der Ukraine – ohne eigene Konzepte, ohne militärische Autonomie, abhängig von den USA. Wer so handelt, wird nicht Friedensmacht, sondern geopolitischer Spielball.
So entsteht kein Frieden
Das Fazit ist so klar wie bitter: Aus dieser Gemengelage entsteht kein dauerhafter Frieden.
- Europa ist zerstritten und denkt in alten NATO-Kategorien.
- Die USA handeln machtpolitisch, nicht partnerschaftlich.
- Russland fordert Garantien, die niemand ernsthaft verhandeln will.
- Die Ukraine bleibt das Schlachtfeld, auf dem andere ihre Strategien durchspielen.
Solange Europa kein eigenes, realistisches Sicherheitskonzept entwickelt, bleibt alles Stückwerk: Symbolpolitik, Ausflug nach Washington, schöne Bilder ohne Substanz. Frieden entsteht so nicht. Sicherheit auch nicht. Nur die nächste Eskalation.