Wenn sich Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu einem Treffen versammeln – ohne kritische Öffentlichkeit, ohne Medien, ohne Protokoll –, dann sollten bei uns allen die Alarmglocken läuten. Denn was sich da am 5. Juni 2025 im beschaulichen Loxstedt abspielte, trägt Züge, die wir sonst eher auf globaler Bühne beobachten – etwa bei der aktuellen Bilderberg-Konferenz in Stockholm.
Zwei Welten – ein Muster
In Stockholm tagte die globale Elite: NATO-Generalsekretär Mark Rutte, Pfizer-Chef Albert Bourla, US-Admiräle, Geheimdienstleiter, Konzernbosse, Politiker aus CDU und SPD – eingeladen von der Bilderberg-Gruppe, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Es wird beraten, vernetzt, vielleicht auch beeinflusst. Die Presse? Ausgesperrt. Die Öffentlichkeit? Ausgeschlossen. Die demokratische Kontrolle? Fehlanzeige .
Und im Landkreis Cuxhaven? Ein Empfang „zum Netzwerken“, wie es offiziell heißt. 220 ausgewählte Gäste – darunter Vertreter von Polizei, Bundeswehr, Wirtschaft, Kirche und Politik – folgten der Einladung des Landrats ins Erlebnis-Dorf von Karls in Loxstedt. Eine nette Geste? Vielleicht. Ein gewöhnlicher Empfang? Wohl kaum.
Denn auch hier wurde ein Kreis gebildet – exklusiv, selektiv, und hinter verschlossenen Türen.
Kein Pressegespräch – kein öffentlicher Diskurs
Die Redaktion der NORDSEE-ZEITUNG wurde, wie andere Medien, nicht eingeladen. Begründung der Kreisverwaltung: „Der Fokus des Empfangs ist das Netzwerken, nicht das Gespräch über den Empfang“ . Eine Formulierung, die beinahe wörtlich aus der Bilderberg-Kommunikation stammen könnte. Auch dort wird behauptet, das Treffen sei rein „privat“.
Doch was bedeutet das für unsere Demokratie, wenn sich lokale wie globale Entscheidungsträger abseits der Öffentlichkeit vernetzen, ohne Rechenschaft zu leisten? Wozu wählen wir Parlamente, wenn die eigentliche Verständigung in abgeschotteten Räumen stattfindet?
Öffentlich finanzierte Intransparenz
Besonders bitter stößt auf: Die Veranstaltung im Cuxland wurde nicht etwa von einem privaten Träger organisiert, sondern direkt aus Steuermitteln finanziert. Die Kosten sind „im Haushalt 2025/2026 eingeplant“, so die Kreisverwaltung. Also aus den Töpfen, die eigentlich für Schulen, Straßen, Soziales gedacht sind. Eine „Investition in die Entwicklung des Cuxlands“, wie es heißt .
Doch was wächst hier eigentlich? Vertrauen? Transparenz? Oder eher ein Gefühl der Ausgeschlossenheit für jene, die nicht eingeladen wurden?
Demokratie lebt vom Licht – nicht vom Flüstern
Es ist bezeichnend, dass selbst auf regionaler Ebene die Tendenz wächst, kritische Öffentlichkeit zu umgehen. Dabei geht es nicht um Verschwörungstheorien, sondern um die schlichte Frage: Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der Entscheidungen und Netzwerke jenseits des öffentlichen Blicks entstehen?
Ein Cuxland-Empfang, der sich der demokratischen Kontrolle entzieht, ist kein Einzelfall. Er steht exemplarisch für eine Praxis, die auf allen Ebenen Schule zu machen scheint – global wie lokal. Vom Grand Hotel in Stockholm bis zum Erdbeer-Erlebnisdorf in Loxstedt.
Unser Auftrag: Hinschauen. Nachfragen. Verändern.
Wer heute noch glaubt, dass Demokratie automatisch funktioniert, wenn alle vier Jahre gewählt wird, verkennt die Realität. Demokratie braucht Teilhabe, Öffentlichkeit – und kritische Stimmen. Wir als Bürger und Bürgerinnen müssen den Finger in die Wunde legen, auch wenn es unbequem ist.
Denn ob es um milliardenschwere Militärstrategien oder um die regionale Wirtschaftsförderung geht – der entscheidende Punkt ist derselbe: Was in unserem Namen geschieht, darf nicht hinter unserem Rücken verhandelt werden.