Ein großer Schritt?

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Wie Wanhöden sich der Rüstungslogik beugt |

In Wanhöden klang es kürzlich nach Aufbruch. Herr Nagelfeld, in Vertretung des Bürgermeisters, sprach von einem „bedeutenden Schritt für unsere Region“. Frau Hansen, Lokalreporterin, schrieb dazu eine Jubelreportage, als stünde der Ort vor einem neuen goldenen Zeitalter. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Hier wird kein Fortschritt gefeiert – hier wird Unterordnung schöngefärbt.

Für Rüstungsfirmen stehen nun 25 Hektar bereit – da die bisherigen 6 Hektar nicht ausreichen. Das nennt man heute Strukturentwicklung. Früher nannte man es Militarisierung. Und während Frau Hansen in ihrer Reportage von Zukunft, Innovation und Arbeitsplätzen schwärmt, bleibt die entscheidende Frage ungestellt: Was bedeutet es, wenn aus zivilen Werkhallen bald militärische Systeme kommen?

Herr Nagelfeld steht auf dem Podium, lobt die Investoren, bedankt sich artig bei allen Beteiligten. Er ist nicht der Täter, aber er ist das Werkzeug. In seinem Gesicht spiegelt sich die ganze Anpassung jener Lokalpolitik, die lieber applaudiert als hinterfragt. Man will dazugehören, man will mitspielen – koste es, was es wolle.

Frau Hansen, eifrig um Ausgewogenheit bemüht, hat keinen Zweifel am Narrativ: neue Jobs, sichere Zukunft, technischer Fortschritt. Kein Wort über den Umbau der Zivilgesellschaft, kein Hinweis auf die ethische Verschiebung, die da stattfindet. Kein Gedanke daran, dass man Frieden nicht durch die Erweiterung von Waffenproduktion sichert.

Und dann sind da die Kreispolitiker – die üblichen Gesichter, die man nur von Fotos kennt. Sie nicken, lächeln, reden von „Chance für die Region“. Kein einziger wagt es, das Offensichtliche anzusprechen: dass diese „Chance“ eine Abhängigkeit schafft, die Wanhöden und den ganzen Landkreis langfristig in die Lieferkette der Rüstungsindustrie zieht. Sie alle wissen es, aber sie wollen es nicht wissen. Denn wer zweifelt, gilt als Fortschrittsbremse. Also schweigt man und lässt die Scheinwelt der „Zeitenwende“ ungestört weiterlaufen. Wohin das führen kann, lässt sich ahnen – in eine Spirale der Gewalt, die nur Opfer kennt.

Wanhöden war einmal ein stiller Ort. Jetzt wird er zum Standort. Der Unterschied ist mehr als sprachlich: Er steht für eine geistige Haltung. Wo früher Gemeinschaft, Kultur und ziviles Leben im Mittelpunkt standen, dominiert nun das Denken in Märkten und Aufträgen.

Wenn man den Lärm des Jubels kurz ausblendet, hört man etwas anderes: das leise Geräusch einer Region, die ihre Unabhängigkeit verliert. Ein großer Schritt, sagt Herr Nagelfeld. Nein – ein stiller Rückschritt in eine Zukunft ohne Frieden. Nein, ein stiller Rückschritt – in eine Zukunft, die keine Zukunft ist und die mit Frieden nichts mehr zu tun hat.

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